Demenz v. Alzheimer - Typ

Aus den neurowissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen konnte bisher u.a. abgeleitet werden, dass in den Gehirnen von Patienten, die an einer dementiellen Erkrankung vom Alzheimertyp gelitten haben, v.a. unter Bezugnahme auf diesbzgl. postmortem Studien, dass v.a. ein Azetylcholindefizit im basalen Vorderhirn vorliegend gewesen ist. Diesbzgl. von entscheidender Bedeutung ist, dass der Neurotransmitter Azetylcholin v.a. auch für Lern- und Gedächtnisprozesse eine wesentliche Aufgabe einnimmt (siehe u.a. Blokland 1995). In den sog. postmortem Studien bei Demenpatienten wurden dabei insbesondere in den Hirngeweben 

  1. eine Reduktion der sog. ChAT um ca. 50–85 % in den verschiedenen Kortexarealen sowie  im Hippokampus objektivierbar,
  2. zudem eine Reduktion der Muskarinrezeptorbindung im frontalen Kortex um 18 %,
  3. weiterhin zeigten sich bezogen auf die Serotoninkonzentration im Hippokampus und Striatum eine diesbzgl. Gewebsreduktion um ca. 21–37 %,
  4. es konnten zudem eine Reduktion der Noradrenalinkonzentraton im Putamen sowie frontalen und temporalen Kortex um 18–36 % dargelegt werden,
  5. auch die Dopaminkonzentration im temporalen Kortex und Hippokampus war um 18–27 % reduziert,
  6. zudem zeigten sich die„somatostatinartige Immunreaktivität im frontalen, temporalen und parietalen Kortex um ca. 28–42 % reduziert.

Hierdurch konnte bisher der Nachweis aus neurowissenschaftlichen Studien erbracht werden, dass zwar auch  serotoninerge und noradrenerge Verbindungen bei der dementiellen Erkrankung v. Alzheimer-Typ eine bedeutsame Rolle spielen, diese zeigt sich jedoch im Vergleich zum Ausmaß der cholinergen Neurone weniger ausgeprägt (siehe u.a. Reinikainen et al. 1990).

 

Kognitive Störungen bei dementieller Erkrankung

Die Diagnostik demenzieller Syndrome hat im DSM-5 (APA 2013) eine fundamentale Änderung erfahren. In dem benannten Klassifikationssystem wurde einerseits der klassische Begriff „Demenz“ verändert und stattdessen wird von einer neuen diagnostische Diagnosegruppe, der sog. „Neurokognitiven Störungen“ gesprochen. 

In der neuüberarbeiteten Fassung des DMS unter der Version 5 zeigen sich im Hinblick auf die Erklärungen zu den kognitiven Störungen bei dementiellen Erkrankungen nunmehr v.a. auch spezifische neuropsychologische Kriterien definiert. Diese beziehen sich v.a. auf eine Schweregradeinteilung der Erkrankung, v.a. auch basierend auf standardisierte neuropsychologische Diagnostikverfahren. Hierbei wird insbesondere auf die Notwendigkeit zum Einsatz valider bzw. standardisierter Verfahren bei der Beurteilung kognitiver Einschränkungen im Kontext dementieller Erkrankungen hingewiesen. Hierbei wird v.a. auch Bezugnahme zu der S3–Leitlinie Demenz (DGPPN/DGN 2015) genommen und die gutachterliche Beurteilung von kognitiven Leistungseinschränkungen im Kontext der sog. Neurokognitiven Störungen hierauf bezogen thematisiert. Dementsprechend soll die Beurteilung kognitiver Leistungseinschränkungen mittels Kurztests bei Erstdiagnose, mit Hilfe präzisier neuropsychologischer Untersuchungsverfahren bei der differenzialdiagnostischen Beurteilung kognitiver Störungen als Folge dementieller Erkrankungen sowie zudem im Sinne einer Beurteilung der Verlaufssituation der Erkrankung und Erkrankungsfolgen ebenfalls mittels hierfür vorgesehener, validier neuropsychologische Test- und Diagnostikverfahren erfolgen.

Die Beurteilung der dementiellen Entwicklung und ihrer Auswirkungen durch den Einsatz hierfür geeigneter und valider Test- und Untersuchungsverfahren ermöglicht v.a. auch die Beurteilung der Demenzstadien. Vielfach wird es auf dieser Untersuchungsebene auch möglich sein, frühe Demenzstadien zu differenzieren. Auch die einzelnen Phasen der dementiellen Entwicklungen, die vielfach auch bei der Erörterung verschiedener Rechtsverfahren, z.B. bei der Validierung der Geschäfts- und Testierfähigkeit, eine wesentliche Rolle spielen, lassen sich durch den Einsatz neuropsychologischer Test- und Diagnostikverfahren bei der Beurteilung der dementiellen Erkrankung und ihrer Folgewirkungen nutzen (Übersicht in Jahn und Werheid 2015).

Im Hinblick auf die Alzheimer-Demenz (AD) werden, wie dies sich bereits vielfach aus verschiedenen Forschungsuntersuchungen hat ableiten lassen, v.a. ein progredienter Verlauf ersichtlich. Hierbei kommt es zu einer stetigen Verschlechterung der emotionalen, attentionalen und auch kognitiven Ausgangslage bzw. Funktionssituation. Frühe Anzeichen einer Alzheimer Erkrankung zeigen sich z.B. in Gedächtnisstörungen und Wortfindungsstörungen. Weiterhin werden diesbzgl. Erkrankungsverläufe an der Veränderung der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit ersichtlich. Im ersten Demenzstadium zeigen sich zumeist visuokonstruktive Störungen. Bei Untersuchungen mit Alzheimer Patienten zeigte sich v.a. der verzögerte Gedächtnisabruf gestört, deswegen wird dieses Ergebnis vielfach auch als eines der neuropsychologischen Kriterien bei der Beurteilung der Entwicklungsphasen der dementiellen Erkrankung, hier am Beispiel der Alzheimer-Demenz (AD), thematisiert (siehe u.a. Zakzanis 1998; siehe zudem Jacova et al. 2007; siehe auch Hildebrandt et al. 2009). 

 

 

Video-Vortrag zur Alzheimer - Demenz 

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Eric Kandel, Center for Neurobiology and Behavior, Columbia University in New York, ist im Jahre 2000 zum Nobelpreisträger benannt worden. http://kavli.columbia.edu/leadership/kandel

Eric Kandel wurde dabei für seine wissenschaftlichen Nachweise honoriert, wobei er erstmals in der Geschichte der Neurowissenschaften aufzeigen konnte, dass die Effektivität der Synapsen verändert werden kann sowie hierbei auch zum wissenschaftlichen Nachweis bringen konnte, welche molekularen Mechanismen dem zugrunde liegen. Hierbei konnte er auch aufzeigen, dass für die Entstehung der Neuzeitgedächtnisleistung bzw. des Kurzzeitgedächtnis insbesondere die Phosphorylierung in der Synapse eine wesentliche Rolle spielt. Weiterhin konnte Eric Kandel anhand seiner Untersuchungen Schlussfolgerung hierzu aufzeigen, u.a. dazu, welche Prozesse für die Entstehung des Langzeitgedächtnisses zuständig sind bzw. hierbei auch aufzeigen, dass die Neubildung von Proteinen bei der Entstehung von Langzeitinformationen erforderlich ist und diese wiederum mit Veränderungen in der Form und Funktion diesbzgl. Synapsen einhergehen. 

http://www.zeit.de/kultur/kunst/2012-10/eric-kandel-interview; http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/kandel-hirnforscher-fasziniert-von-der-dunklen-seite-der-seele-a-859674.html