Gutachterliche Beurteilung psychischer Erkrankungen und ihrer Auswirkungen auf unterschiedliche Rechtsfragen

In unserem Hause werden psychologische Fachgutachten in Zusammenhang mit psychischen Störungen und u.a. dementiellen Erkrankungen erstellt. Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in verschiedene psychische Störungsbilder und Erkrankungen der Gedächtnisleistungen geben. U.a. zu den hier aufgelisteten psychischen Erkrankungsbildern und Demenzstörungen schreiben wir psychologische Fachgutachten in Relation zu verschiedenen Rechtsgebieten. 

 

Psychische Erkrankungen als Störungen der sozialen Interaktion

Psychische Erkrankungen manifestieren sich nicht im luftleeren Raum, sondern in einem interpersonalem Kontext, der das Erleben und Verhalten des Individuums kontinuierlich spiegelt – und mitprägt.

Verschiedenste psychische Erkrankungen haben dabei Einfluss auf die Fähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Umgekehrt können auch Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Kontakt das Auftreten von psychischen Erkrankungen begünstigen. Defizite in sozialen Beziehungen können z. B. entstehen, wenn Personen die Gestik und Mimik anderer Menschen nicht richtig interpretieren können und es dadurch zu Missverständnissen kommt. 

Viele psychische Erkrankungen verändern die Kapazität, stabile und wechselseitige Beziehungen zu knüpfen. Umgekehrt erhöhen dysfunktionale Interaktionsmuster das Risiko, dass sich psychopathologische Symptome herausbilden. So kann es etwa zu Missverständnissen kommen, wenn Betroffene Gesichtsausdrücke oder Körperhaltungen anderer nicht adäquat dekodieren – ein Defizit in der sozialen Wahrnehmung (social cue perception). Andere Personen reagieren hypervigilant auf dieselben Signale; sie interpretieren neutrale Mimik als bedrohlich, was zu Anspannung, Rückzug oder aggressiven Impulsen führt. Wiederum andere erleben Small Talk als besonders belastend, da ihnen eine automatisierte Skriptbildung für solche routinierten Gesprächssituationen fehlt. Häufig spielt auch ein reduzierter interner Kontrollglaube eine Rolle: Wer überzeugt ist, keinen Einfluss auf den Interaktionsverlauf zu haben, empfindet soziale Situationen schnell als frustrierend oder sinnlos. Hinzu kommt, dass manche Patient:innen die impliziten Regeln wechselseitiger Kommunikation (z. B. Timing von Redeanteilen, Blickkontakt) nicht verlässlich abrufen können; dies provoziert Irritationen beim Gegenüber und führt sekundär zu Symptomverstärkung.


Empirisch gut belegt ist zugleich, dass das Funktionieren von Beziehungen mit der Passung zwischen den Interaktionspartnern steht und fällt. Ähnlichkeiten im Temperament, in kognitiven Stilmerkmalen oder auch im Vorhandensein psychischer Diagnosen können Interaktionen erleichtern. Bei Autismusspektrum-Störungen etwa gelingt der Austausch oft deutlich besser, wenn beide Beteiligten ähnliche Wahrnehmungs- und Kommunikationsprofile besitzen. So können soziale Kontakte – abhängig von dieser Passung – einen erheblichen Stressor darstellen oder im Gegenteil als protektiv wirken und Resilienz fördern. Vor dem Hintergrund steigender Prävalenzraten psychischer Störungen und wachsender Urbanisierung erhält die soziale Dimension von Krankheit eine besondere Brisanz: Verdichtete Lebensräume bedeuten mehr, aber flüchtigere Begegnungen, was sowohl Belastung als auch Chance sein kann.