Mit Psychologie in die Zukunft. 

Kunst trifft Raum 

Materialauthentizität als stiller Dialogpartner

 

Ästhetisch gestaltete Räume sind mehr als bloße Kulisse – sie prägen unsere Stimmung, unser Denken und damit auch unsere Arbeits- oder Gesprächskultur. Wer schon einmal durch die weit geschwungenen Säle des Kölner Museum Ludwig gegangen ist, spürt intuitiv, wie sehr Architektur und Kunst dort eine symbiotische Einheit bilden: Die lichtdurchfluteten Oberlichthallen verleihen den großformatigen Arbeiten von Gerhard Richter oder Sigmar Polke jene „optische Atmung“, von der Ausstellungsmacher gern sprechen. Genau dieses Prinzip übertragen wir auf unsere eigenen Räume: Kunst ist kein Dekor, sondern ein Resonanzkörper, der dem inhaltlichen Dialog Tiefe verleiht.

Die Kunst- und Kulturzeitschrift Monopol betont in fast jeder Ausgabe, dass zeitgenössische Arbeiten heute kaum noch isoliert auf weiße Wände „gesteckt“ werden, sondern im Zusammenspiel mit Kontext, Materialität und sogar Akustik kuratiert sein müssen. Räume, schreibt Monopol-Autorin Elke Buhr, „konfigurieren eine mentale Bühne, auf der sich Wahrnehmung und Interpretation gegenseitig aufladen“.¹ Wenn wir also positionierte Werke aus Galerien oder Ateliers wählen, fragen wir zuerst: Welches Narrativ stiftet das Bild oder die Skulptur– und welches Raumnarrativ antwortet darauf?

Psychologische Studien aus der Environmental Psychology belegen, dass visuell stimulierende Umgebungen messbar die kognitiven Problemlösefähigkeiten steigern; dafür reicht schon ein einzelnes Kunstwerk mit hohem Abstraktionsgrad, das – wie in vielen Ausstellungen des Museum Ludwig – nicht eindeutig lesbar ist, sondern Assoziationsräume öffnet. In Besprechungs- oder Beratungssettings kann ein solches Werk indirekt zu kreativeren Perspektivwechseln führen, weil es unbewusst den „Divergent-Thinking-Modus“ aktiviert. Wir bevorzugen deshalb Positionen der Gegenwartskunst, die eine klare ästhetische Haltung besitzen, aber dennoch Interpretationsspielraum lassen.

Ein weiterer Aspekt ist die Materialehrlichkeit. Sichtbeton, geölte Hölzer oder rohe Ziegelwände bieten einen haptischen Konterpart zur oft digital vermittelten Kunstwelt. Im Museum Ludwig wird dieser Dialog etwa bei minimalen Aluminiumarbeiten von Donald Judd erfahrbar: Die Kühle des Metalls kontrastiert mit der warmen Lichtführung des Saals. Übertragen auf unsere Räume bedeutet das, dass wir die Oberflächenqualität – matte Wände, zurückhaltende Farben, gezielt gesetzte Lichtkegel – so planen, dass die Kunst nicht überstrahlt wird, sondern „atmen“ kann.

Schließlich schafft Kunst auch soziale Resonanz. Monopol hat in einem Dossier über „Art in Offices“ herausgearbeitet, dass Besucher:innen sich sofort willkommen fühlen, wenn sie merken, dass Kuratierung kein Zufall, sondern Teil der Corporate-Identity ist. Unser Anspruch ist es, jene Museumsqualität des Sehens – das bewusste Verlangsamen, das Sich-Einlassen auf Material und Form – in den Alltag zu holen. Wer einen Raum betritt, soll den leisen Impuls spüren, zuerst zu schauen, dann zu sprechen.

Zusammengefasst: Wir investieren in eine sorgfältige Raum- und Kunstkonzeption, weil ästhetische Qualität kognitive, emotionale und kommunikative Qualität nach sich zieht. Das Museum Ludwig liefert dafür paradigmatische Beispiele; die kritische Berichterstattung in Monopol bestätigt, dass solche Konzepte nicht elitäre Kür, sondern zeitgemäße Notwendigkeit sind. Ein kunstsensibel kuratierter Raum wird damit zur stillen Mitspielerin – einer, die keinen Ton sagt, aber alles beeinflusst.


¹ Elke Buhr, „Räume erzählen – wie Architektur die Kunst verändert“, in: Monopol, 12/2024.